If we manage to fully immerse in an activity there is no future and no past. We arrive in the present moment. “Do not dwell in the past, do not dream of the future, concentrate the mind on the present moment.” – Buddha.
Genau das hat dieser Grat von uns verlangt und uns zugleich geschenkt. Der Grat meint es wirklich ernst, der Blassengrat.
„Hast du am Mittwoch Zeit?“ – ja – „Blassengrat?“. Ja, machen wir. Mehr Überzeugungsarbeit war nicht nötig, denn der Grat steht seit letztem Jahr – seit uns ein gemeinsamer Freund als Berg-Partner „connected“ hat – auf unserer Wunschliste ganz oben. Stabiles Wetter war vorhergesagt, so verabredeten wir uns am Bahnhof in Garmisch, um die erste Bahn zur Alpspitz-Bergstation zu erreichen.
Dass Katharina meine letzten Zweifel im Auto nochmal ausräumen musste ist meiner mangelnden Felspraxis in diesem Jahr zuzuschreiben – für mich war’s tatsächlich die erste Fels-Kletter-Aktion, allerdings kann ich die Schwierigkeiten des Geländes und meine Fähigkeiten doch ganz gut einschätzen, Ausdauer am Berg ist bei mir durch die Berglauferei quasi unerschöpflich vorhanden – und so liefen wir los. Seil, Gurt, Abseilgerät und Topo im Rucksack. Zudem ausreichend Flüssigkeit – denn am Grat gibt’s nix. Und es wird eine lange Tour. Zwischen 7 Stunden und 12 Stunden Gehzeit (ab der Bergstation) war im Internet darüber zu finden. Wir schätzten uns relativ schnell ein – und rechneten damit in gut 7 Stunden das Ganze zu schaffen.
Ein bisschen viel ratschen und fotografieren hat uns am Anfang ausgebremst – wir merkten schnell, wenn wir so flott sein wollen wie geplant dürfen wir nicht trödeln. Das Gelände bis zum Gipfel des Hohen Gaif ist gemütlich gehbar, ein bisschen kraxeln, schöner fester Fels. Fester Fels ist nicht selbstverständlich hier im Wetterstein. Aber der Blassengrat hat relativ viel festes Gestein. Einen Brösel-Grat würde ich auch nicht gehen wollen, irgendwo hat das Risiko für mich seine Grenzen.
Eine wunderschöne Tour. Das muss man dem Grat lassen. Einsam. Anspruchsvoll. Zweimal sind wohl ein bisschen vom eigentlichen Weg abgekommen – da wird die Kletterschwierigkeit schnell mal zur IV+….. – aufmerksam klettern ist das A und O dieser Gratüberschreitung. Nicht alles ist fest! Ja, das meiste, aber ein Fehlgriff wäre hier fatal. Für die Überschreitung vom Gratbeginn am Fuß des Hohen Gaif bis zum Ende, wo der Grat auf den Jubiläumsgrat trifft haben wir etwa 4,5 Stunden gebraucht. Das ist flott, wir waren umsichtig unterwegs – aber sind komplett ohne Pausen durchgegangen. Die Abseilstellen haben wir alle mit dem Seil überwunden, weil es für uns schneller und sicherer als Abklettern erschien. Zurück noch über den Gipfel der Alpspitze und die Ferrata hinunter. Den direktesten Weg. Nach insgesamt 7 h 45 waren wir am Ausgangspunkt – an der Bergstation der Alpspitzbahn. Mittlerweile doch sehr durstig füllen wir unsere Wasserdepots auf. Geschafft. Was für ein Tag.
„Du wirst als Mensch nur wachsen, wenn du dich ausserhalb deiner Komfortzone befindest.“ – Percy Cerutty
Hier noch meine Strava-Aufzeichnung von der Tour.