Bergfotografie Blog

Zweites Frühstück auf der Zugspitze

„Ich muss aber um 13:30 Uhr wieder in München sein. Also spätestens 12 Uhr wieder unten am Parkplatz. Wenn dir das zu stressig ist, so früh los…“ – …nein, mir auf keinen Fall. Für Bergabenteuer stehe ich jederzeit gern früh auf. Selbst die Höllentalaktion, für die um 1 Uhr 30 der Wecker klingelte, weil ich um 15 Uhr zum Fotoshooting zurück in München sein musste, hab ich nur in allerbester Erinnerung.

Das Wetter passt auch perfekt. Die letzten Nächte waren kalt und klar. Als Lawinenwarnstufe geben sowohl der Tiroler als auch der Bayrische Dienst Stufe 1 an (wogegen eine Münchner Tageszeitung irgendwen mit „schier riesig“ zitiert…) So gehen wir um 6:45 Uhr an der Talstation der Tiroler Zugspitzbahn los mit dem Ziel über den Stopselzieher auf dem direktesten Fußweg am späten Vormittag die Zugspitze zu erreichen.

Erstmal steil die Skipiste, erst Wiese und Geröll – ab dem oberen Gamskar beginnt der Schnee. Kurze Zeit später legen wir die Steigeisen an. Mit Schnee ist das Kar fast schöner zu gehen als die steile Geröllreisen im Sommer. Aber Sommer hat auch was. Nämlich ohne halbgefrorene Zehen unterwegs sein. Doch ganz schön kalt heute? Nein, nur halt dauern im Schatten. Und so wird es auch bis zum Ende bleiben.

Eine Spur ist drin, gut zu sehen, gut zu gehen. Auch die Querungen unterhalb der Wiener-Neustätter Hütte sind dank des hartgefrorenen Schnee keine Schwierigkeit. Sauber und konzentriert steigen muss man natürlich schon. Die Hütte ist noch tief eingeschneit – dauert wohl noch einige Wochen bis man hier Rast machen könnte. Wollen wir aber auch gar nicht. Weiter queren wir das Schnee-=im Sommer-Geröll-Feld bis zum Einstieg des Klettersteigs.

Der Helm kommt nun auf den Kopf statt am Rucksack zu bleiben – besonders schlau für der Stelle, wo es durch einen ausgewaschene Felshöhle geht, namensgebend für den Stopselzieher. Mit Schnee ist es hier tatsächlich eng. Für uns geht’s gut, einen viel größeren Rucksack dürfte man nicht haben, sonst droht Verstopfungsgefahr 😉

Wo ich mich am Sommer am Stahlseilverlauf orientiere können wir jetzt im Winter in einigen Passagen direkter hochstapfen – die Spur vor uns tat das auch. Spitzkehren nach oben. Es sieht schon seit dem Einstieg nah aus, aber irgendwie dauert’s dann doch. Und wird langsam anstrengend. Wie lange sind wir schon unterwegs? 2 Stunden? 3 Stunden? Egal – heute, mit Schnee, kommt es auf die Zeit nicht an.

Oben raus will der Ingenieur nach links Richtung Plattform, ich meine, rechts könnte man noch ein Stück hoch und dann rüberqueren. Da sind ja auch Spuren drin. Am Ende drehen wir in dem Stück nochmal um und gehen doch die Links-raus-Variante. Ich lerne: es geht schneller, wenn man davon ausgeht, dass der Ingenieur immer recht hat 😉

Oben. Geschafft. Sind wir auch ganz ordentlich. (Hier sieht man übrigens, dass auch die Spur rechts herum hier oben rauskommt. Was wir daraus lernen: auch eine Innenarchitektin hat Dipl.-Ing.-Titel ;))

Auf der Aussichtsplattform der Zugspitzbahn ist einiges los. Wir klettern genüsslich übers Geländer = der Bergsteiger-Abstieg im Winter, runter und über die Leiter hinauf zum Gipfelkreuz. Tja. Das bleibt den ganzen Seilbahn-Touristen noch verwehrt. Das Rastplätzchen am Gipfelkreuz müssen wir uns heute nur einem Dutzend Bergdohlen teilen, die wohl recht ausgehungert sind … für die Brotkrumen vollführen sie Flugkunststücke und setzten sie sich zutraulich auf Hand und Handschuh. Pfisterbrot, aber bitte ohne Rinde!

Und Pünktlich um 12 Uhr sind wir wie geplant wieder im Tal am Parkplatz. Perfektes timing und wieder mal ein toller Bergtag.

Alle Fotos auf denen ich zu sehen bin und die Wiener-Neustätter-Hütte: © Felix Dumann.