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Eine (zu☀️🔥) trockene Alternative zur Königseeumrundung – Schönfeldspitze extended im Steinernen Meer

…heute mal eine Königsee-Umrundung. Morgen eine nette gemütliche Runde mit Freunden im Bayerischen Wald laufen. So hatte ich mir das Wochenende eigentlich vorgestellt. Aber – wenn man mit Kumpel Tobias unterwegs ist kommt meist alles anders als geplant. Die angedachte Runde hatte ich bei Steve Auch auf seiner Homepage uptothetop gefunden (****Empfehlung für alle, die in den Berchtesgadener Bergen auf der Suche nach abwechslungsreichen, ordentlich fordernden Trailrunning-Touren sind). Mit ca. 35 Kilometern und 2500 Höhenmetern aber planbar, machbar für den heutigen warmen Tag, Gewitter sind keine vorhergesagt. 

Tobias’ Alternative: mit dem Schiff nach St. Bartholomä und dann weiter auf die Schönfeldspitze. Innerlich grummelt mein Bauch hier schon: noch eine Stunde Zeitverlust. Und 15 Euro zusätzlich zahlen. Für meinen Geschmack sind wir eh schon spät unterwegs, aber von München fährt einfach vor 5 Uhr kein Zug in Richtung Traunstein. Ohne Schifffahrt könnten wir wenigstens jetzt gleich loslaufen…

Am Parkplatz in Schönau packen gerade auch Benni Bublak, Lukas Sörgel & Co ihre wenigen Utensilien und brechen zur Seeumrundung auf. Die wundern sich auch, wieso wir erst mit dem Schiff fahren. Okay, ich lass mich also zu Schiff und Schönfeldspitze überreden; die Aussicht, an so einem heißen Tag auf über 2000 Metern zu laufen lockt doch. Je höher desto besser – denke ich hier noch…. Mit dem Schiff über den See, die Erzählung des Kapitäns, das Trompetenspiel um das Echo zu demonstrieren – kann ich alles nicht genießen, ich will endlich LOSLAUFEN! Ungeduldig rutsche ich auf der Sitzbank hin und her. Dann legt das Schiff endlich an und wir laufen kurz vor 10 Uhr (!! – an einem 30-Grad-Tag – !!) los.

Nach kurzem Einlaufen am See entlang ein genialer Auftakt: durch die Saugasse, schattig, enge Kehren zwischen den Felswänden hoch, zu steil zum Rennen, werden hier flott gehend gleich mal 1000 Höhenmeter vernichtet. Hier gehts mir gut. Steile Höhenmeter vernichten ist mein Ding. Danach kommt Richtung Kärlingerhaus schon die Sonne auf den Trail, der wieder flacher wird. Gleich vorbei ohne Stop (Fehler Nr. 1!!), weiter hoch durch Sonne, ausgetrocknete Bachläufe (wo Tobias meinte, es gäb nochmal Wasser nachzufüllen) zum Riemannhaus. Der Weg dorthin ist zum Großteil schön laufbar, durchs Felsenmeer auf einem hübschen Wanderpfad, meist nur leicht ansteigend. Die nächste 800 Höhenmeter uphill geschafft.

Am Riemannhaus: eeeeendlich trinken. Essen auch, aber Wasser hatte ich bis hierher schon zu wenig, und das mag mein Körper gar nicht. ohne Essen geht bei mir immer lange, ohne Flüssigkeit ist für mich immer richtig schlecht. Nach der Nahrungsaufnahme weiter – endlich kraxeln – hinauf auf die Schönfeldspitze. Schon hier denke ich mit Sorge – ich hätte auf der Hütte mehr trinken sollen (Fehler Nr. 2). Wir haben nun nur jeder einen Liter dabei – und ich weiß überhaupt nicht was nach dem Gipfel – 2600 Meter im Steinernen Meer beim Abstieg – auf Umwegen…. – auf mich zukommen wird. 

Ja, der Abstieg…. erstmal nicht viel runter, wieder hoch, weit rüber durch die Steinwüste querend…. über Nieder- und Hochbrunnsulzen und weitere Scharten bis endlich ein Schild die Wasseralm ankündigt. Ich bin mir sicher – der Name kommt davon, weil jeder Wanderer nach diesem trockenen Steinernen Meer auf der Alm als allererstes Wasser verlangt. Allerdings weist das Schild die Wasseralm mit 6 1/2 Stunden aus… Klar, wir Trailrunner sind viel schneller. 

Aber nicht, wenn der Weg nicht als Weg erkennbar gut ist, wenn man über scharfkantige Felsspalten, über scharfe Steinrücken balancierend laufen muss, wenn man wegen lauter Löchern ständig darauf achten muss, nicht umzuknicken, und dabei noch die spärlichen Markierungen durch das endlose Steinmeer sucht, die zum Teil den rostroten Flechten auf dem Fels zum verwechseln ähnlich sehen… Gibts hier wirklich keine Wasserläufe? Nicht mal ein Rinnsal? Nein. Wirklich nicht. Ein paar letzte Schneefelder gibt es in schattigen Mulden noch. 

Schnee = Wasser…also Schnee essen. Und wir füllen Schnee in unsere leeren Softflasks. Völlig dehydriert. So fühlt sich das also an. In dem Zustand schnell bergab rennen ist in technisch kompliziertem Gelände keine gesunde Idee. Nachdem wir beide jeder fast gestolpert und gestürzt sind, nehmen wir Tempo raus, und damit unweigerlich in Kauf, das letzte Schiff in Salet ohne uns fährt, mit dem Tobias’ Alternative enden sollte und wir heute nicht mehr zum Auto zurück kommen (laufen wäre nicht mal möglich: ich weigere mich weitere 21 anspruchsvolle Trailkilometer mit 900 Höhenmetern ohne Stirnlampe in die Dunkelheit hinein zu laufen. Reine Vernunft. Meine Gesundheit ist mir einfach wichtig und mein (Sport-)Leben mehr wert als krasse Alternativ-Abenteuer…. 

An der Wasseralm schließlich: Ziel (=Wasser) erreicht. Schiff heute nicht mehr, also Notübernachtung auf der Wasseralm. Damit: morgen keine nette gemütliche Runde mit Freunden im Bayerischen Wald laufen …. Und nicht mal Bescheid sagen können da weit und breit kein Mobilfunknetz. Normal find ich das super, aber nicht, wenn jemand mit meiner Nachricht rechnet. Heute, nach 30 Kilometern mit 2600 Höhenmetern, bin ich zu platt um mich noch über irgendwas zu ärgern, wundern, und schlafe im Notlager tief und fest. Nachts einmal aufstehen und den großartigen Sternenhimmel bewundern. Sternschnuppen sehen. Wünschen, dass… ach, darf man ja nicht verraten. 

Von der Gotzenalm: toller Fotospot
Von der Gotzenalm: toller Fotospot

Nach der Nacht gehts an Tag 2 den Weg zurück, der auf meiner Planung gestern die erste Hälfte gewesen wäre (übrigens fast den ganzen Vormittag im Schatten, da Westhang, wie’s halt an einem so heißen Tag sinnvoll ist zu planen…) und mit weiteren 900 Höhenmeter auf 21 Kilometern zurück nach Schönau.

Tag 1 auf Strava
Tag 2 auf Strava

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