Blog Reportage

Eisklettern mit Camp Cassin

(M)Ein Zustand in drei Phasen. 

Chemisch gesehen: Fest, flüssig, gasförmig; bei H2O also Eis – Wasser – Wasserdampf.
Eis: für Kletterer lautet die Kurzbezeichnung WI, waterice. In diesem „Winter“ 🧐 mit Betonung auf der ersten Silbe. „I like water when it’s frozen“… Den anderen Zuständen stehen wir Kletterer grundsätzlich eher skeptisch gegenüber. 

Meinen Zustand – was das Eisklettercamp angeht – beschreibe ich im Nachhinein auch in drei Phasen. Kurz vor Weihnachten bewarb ich mich beim Bergzeit-Gewinnspiel für ein Eisklettercamp mit CAMP-Cassin im Allgäu. Am 2. Januar las ich in meinen Emails die Zusage: „JUUUUUHUUU!, du bist dabei“. Krass. Ich hab noch nie etwas gewonnen und nun dies… wie genial ist das denn!! Phase 1: Zustand „völlige Überraschung und Erstaunen“.

Der Januar geht ins Land, anfänglich besteht Hoffnung für den Eiskletterer, das Rumpelstilzchen lässt sich klettern, wenn auch mit insgesamt nur zwei Eisschrauben setzen, am Bafflfall darf ich erstmals mehrere Seillängen im reinen Eis pickeln. Und dann wurde es immer wärmer. Sturm „Sabine“ trägt zur erhöhten Lawinengefahr ihren Teil bei.

So gehts in Phase 2, in den Zustand „skeptisch“ über. Ich kann mir gar nicht vorstellen, dass das Camp aufgrund der Wetterlage und generellen Eisbedingungen stattfinden kann.

Einige Tage vor dem Camp die Email: „…Leider sind aber die Gaißalpfälle nicht in gutem Zustand. Und auch die Temperaturen zu warm, als das da in den nächsten 4 Tagen noch was passiert.“ Zweifel meinerseits, das geb ich ehrlich zu. Aber – ich kann das eh als Allerletzte beurteilen – mit meiner Eiskletter“erfahrung“ von gerade mal paar Wochen….

Die nächste Mail bringt Hoffnung: „Luis hat heute Ortsbesichtigung im Vilsalptal gemacht. Es hat dort geschneit heute und nicht geregnet, was schon mal positiv ist“, und – welch Freude – so fanden wir am ersten Camp-Tag an dem von Luis Stitzinger ausgewählten Traualpfall drei, vier richtig gute Linien im Eis. Sogar mit schön winterlichem Zustieg – es hatte tatsächlich in den letzten Tagen ordentlich geschneit, so dass unsere Tourenski bzw. Schneeschuhe für den Zustieg definitiv sinnvoll waren. Phase 3: Große Begeisterung und vor allem gaaaanz viel Spaß. 

Die Truppe passte einfach – obwohl so bunt zusammengewürfelt. Luis und die Jungs von Bergzeit und Camp-Cassin und Mädels (= Ulligunde) – wunderbar herzlich-lustige Menschen. Ich fühl mich rund um wohl und genau am richtigen Ort.

Von Sebi’s Begehung der Rubihorn Nordwand einige Tage zuvor wussten wir: „Die Bedingungen in der Wand sind optimal und auch fürs Wochenende voraussichtlich stabil. Daher sollte der Durchsteigung der klassischen Nordwandroute für Sonntag nichts im Wege stehen“. So stiegen wir am Sonntagmorgen zum Einstieg auf – Sebi Brutscher war als Bergführer mit dabei – und mit Erfolg die klassische Route (M4) durch die Nordwand auf den Gipfel. 

In der ersten Seilschaft, recht flott unterwegs, zweifelte ich schon kurz an meiner Ausdauer, als ich auf dem letzten Drittel ordentlich ins Schnaufen komme…. Doch oben angekommen die Erklärung. Sebi lacht: „So schnell und ohne einmal Stehenbleiben vom Wandbuch bis zum Gipfel, das ist mir auf ner geführten Tour noch nie passiert.“ Alles gut 🙂 

Was ich von diesem Wochenende vor allem mitnehme: „The biggest adventure you can take is to live the life of your dreams.“ – passend zu den Menschen, die ich an diesem Wochenende kennenlernen durfte.